Hüttendörfer


eine alternative Widerstandsform


am Beispiel von Autobahnen (hier: A33)




Während mill. Menschen in den Vereinigten Staaten von Europa über Beschäftigungslösigkeit jammern, haben wir genug damit zu tun, den PlanerInnen der totalen Ausbeutung in die Suppe zu spucken. Seit 4 Jahren besetzen wir Gelände der A33-Trasse, während sich die riesige Autobahnwanderbaustelle langsam Räumung für Räumung durch die Landschaft frisst. Doch:


- WIR WOLLEN NICHT NUR DIE A33 VERHINDERN !!! -


Autobahnen sind neben vielen anderen Großbauprojekten riesige Abschreibungs-Objekte für das Großkapital. Und erstmal vollendet, rollt auf ihnen das Geld von unten nach oben, aber konzentriert! Die vielen kleinen PendlerInnen können jetzt gemütlich und allein in ihren blitzblanken Statussymbolchen mit 200 Sachen Abenteuer zur Arbeit düsen, wo sie mittlerweile einen Großteil damit verbringen, um für das Mittel und der Weg dorthin aufzukommen. In der Ortschaft, auf der Fahrt zur Videothek, stören keine fremden Lastwagen mehr, die Konsumgüter in einem gigantischen Ausmaß von Subventionsschwindel und Ausspielung von Arbeitskräften in Ost & West, Nord & Süd umherkarren. Wer nicht mitmachen will, bei der immer fortwährenden Zentralisierung aller gesellschaftlichen Aktivitäten, bleibt eben Zuhause hängen. Doch wozu gibt’s Fernsehen oder die totale Kommunikation, den neuesten Gag des Kapitalismus nach Zinsen, Kanonen und Autos?


Was kann ich dagegen tun?


Wer sich melden will, der darf der achso abwechslungsreichen politischen Avantgarde der Dumpfdeutschen alle vier Jahre mit einem Wahlkreuz den Dienst erweisen. Wenn ich genug Zeit habe, kann ich mich sogar selber in einem Verband engagieren und habe es dort mit Leuten zu tun, die es soviel Menschen verschiedener Ansichten gleichzeitig recht machen wollen, dass nichts mehr dabei rumkommt. An die Behörden, die die Autobahnen planen, kann ich Einwendungen schreiben, doch dort ist der Anstrich der Leitplanken juristisch relevanter als der drohende Verkehrsinfarkt & Klimatod. Gegen den Planfeststellungsbeschluss, der alle Menschen einer ganzen Region angeht, können anschließend nur Leute mit Grundstücken auf der Trasse klagen. Aber nicht gegen das Projekt an sich, sondern nur verfahrenstechnische Feinheiten.


MITSPRACHERECHT DEFINIERT SICH ALSO NUR DURCH BESITZ u. IST SO GUT WIE NICHT VORHANDEN!


Und was passiert dann? Gelingt es dennoch die Maschinerie so aufzuhalten, schafft der Staat per Sofortvollzug vollendete Tatsachen. So werden Wälder abgeholzt, bevor die Planung rechtskräftig, oder Höfe werden abgerissen, bevor die Planfeststellung überhaupt begonnen hat. Kommt alles trotzdem ins Stocken, weil der Geldhahn zum X-ten male versiegt ist, sind die Sündenböcke schnell im Lager der KlägerInnen & GegnerInnen ausgemacht, die sich ja nur einen Spaß aus dem Verhindern machen und gegen den Fortschritt und überhaupt alles sind. Das kommt dann aus dem Munde von Leuten, die seit 33 Jahren alle Alternativen in der Schublade verschwinden lassen. Dass sich in der gewonnenen Zwischenzeit die politische Landschaft erst in Niedersachsen, dann in NRW nach Rot-Grün verschob, hat bis jetzt nullkommagarnix verändert.


Also: Alles umsonst? – Nein, die autonome Landjugend Borgholzhausen nimmt das nicht tatenlos hin:

- EIN HÜTTENDORF MUSS HER ! -


Der Konflikt hat jetzt ein provokantes Symbol, um das mensch nicht mehr drum herum kann. Klar, dass so der Konflikt auch forciert und polarisiert wird, aber das muss. Schließlich müssen die Dinge, um die es wirklich geht, zutage kommen. Das sind keine (Miss)Verständnisprobleme über komplizierte Verkehrsargumente, sondern das Aufeinanderprallen unterschiedlicher Denkmuster & Weltanschauungen, die subjektiv in sich schlüssig scheinen.

Ein Hüttendorf, wo Menschen den Widerstand leben, und das als eine kleinen Eigenständige Welt der Betonpiste real im Wege steht, trifft den Nerv der Leute, die die A33 so oder so durchboxen wollen (obwohl es anders geht), und der ganzen Gesellschaft, die dahinter steht, am ehesten. Wer glaubt denn noch, dass die Irren, die es geschafft haben, dass ein 10 000 Seelen Kaff wie Dissen 3 (!) Autobahnanschlüsse bekommt, für irgendwelche ökologischen Argumente zugänglich sind; die finden das eben schön so. Die kümmert auch die Ausbeutung andernorts nicht, weil sie eben zufällig auf der Siegerseite geboren sind; sich nur anpassen und alles nach-/mit-machen brauchen, was zumindest für diese Generation noch problemlos funktionieren wird. Leider ist diese „ehrenwerte“ Gesellschaft so, dass sie sich mit ihren Entscheidungsträgern, Denkmustern und der duldenden bzw. tragenden Masse selbst reproduziert. Wer nach deren Spielregeln dort etwas ändern will, verläuft sich. So werden z.B. die politischen Schachspiele der GRÜNEN immer abstrakter und konkretisieren sich an Projekten immer weniger. Wogegen wir z.B. im SPIEGEL verrissen wurden, nur allzu symptomatisch für die Profilneurose der sog. linksliberalen Schicht, die sich einen warmen Platz im System ergattert hat: soviel zum Thema Kanalisation.


Mit unserem Widerstand greifen wir Denkmuster an. Schließlich steht übergeordnet hinter dem symptomatischen Verkehrsproblem eine bestimmte Lebensweise. Deshalb muss Widerstand eine eigene Kultur haben, denn uns bleibt nichts anderes übrig, als der uns völlig verschlossenen Gegenseite eine nonverbale Sprache in Form von zivilem Ungehorsam, Kunst, Hapenings und der Visualisierung von Ansichten & Zusammenhängen entgegenzusetzen. Letzteres bedeutet, dass wir mit unseren Aktionen und Provokationen Reaktionen hervorrufen, die das System entlarven und das Individuum zur Selbstreflektion anreizen. D.h. es werden bei ihm Wiedererkennungsmuster im eigenen Erfahrungshorizont bezüglich Repressionen bei der freien Entfaltung der Persönlichkeit angesprochen. Hier schließt sich der Kreis von Polarisierung und Konfliktforcierung.


Mit viel Phantasie lässt sich ein großer Apparat ins Stocken bringen. Also wartet nicht, bis nach nie endenden Redeschlachten die letzte Autobahntrommeltruppe umgedreht ist, macht euer eigenes Teil: DIE ANDEREN SOLLEN SICH IHRE ZÄHNE AN UNS AUSBEISSEN !


Wir kämpfen weiter um unsere Inseln (amtsdeutsch: rechtsfreie Räume), wo sich viele verschiedene Leute & Gruppen treffen und sich mit ihren Ideen auseinandersetzen. Genau solche Schmelztiegel sind den Herrschenden ein Dorn im Auge, wie sich an vielen überflüssigen Räumungen, Kriminalisierungsversuchen & Prozessen zeigt. Doch oft waren jene, die sich & ihr System so gerne beweihräuchern und uns in die böse Ecke stellen, nicht in der Lage, uns mit ihren eigenen Mitteln zu zerschlagen und begingen bei Einsätzen Rechtsbeugung. Damit legitimieren sie sogar selber unseren Widerstand, weil wir uns auch nicht mit den vom System gestellten, scheinheiligen Methoden begnügen. Nur mit dem Unterschied, dass wir nicht etwas kaputt machen müssen, sondern schützen wollen!



Wir brauchen dringend Spenden für Prozesse, Verfahren und Agitprop: Knr. 65 14 384 / BLZ: 48 05 15 80, Kreissparkasse Halle/w.


Herausgegeben vom

Hüttendorf gegen die A33

Stockkämper Str. 22a

33829 Borgholzhausen