Kampagne für Freiräume statt Repression
Bericht von der Fahrradkarawane von Ahaus nach Osnabrück vom 14.6 bis 17.6.2005
Ahaus:
Natürlich - wir kommen spät, aber nicht zu spät. Heute soll der
Castor von Rossendorf in westfälische Ahaus rollen, für uns -
AktivistInnen aus Osnabrück und dem Anti - A 33 - Hüttendorf - der
Auftaktpunkt der Fahhradkarawane. Grad noch rechtzeitig kommt die
erste Hälfte der Karawane in Ahaus an. Gemeinsam mit den anderen
ca. 1000 Menschen, die bis in die frühen Morgenstunden vor dem Tor
des Zwischenlagers den Castor erwarten, werden wir Zeuge eines
miesen Bullentricks:
Trotz ausdrücklichen Verbots andere Wege, als die in der
Transportgenehmigung vorgegebenen zu nutzen, wird der Castor
über einen Feldweg in das Zwischenlager gebracht. Die überraschend
hohe Zahl an Protestierenden vor dem Tor hätte der Polizei denn auch
zumindest eine Zeitlang Probleme gemacht.
Nachdem wir etwas
ausgeschlafen hatten und die letzten Transpis gemalt waren, gehts
los. Da wir noch nicht vollständig sind, wollen wir die Karawane aber
erst bei unserem ersten Aktionspunkt, der UAA in Gronau starten.
Dort haben Aktivisten vom AKU Gronau eine Mahnwache angemeldet.
Wir wollen mit der Radelkarawane ein ganz klitzekleines Stück dazu
beitragen, Widerstände zu vernetzen. In der Region Münsterland &
Emsland ist man quasi auf Schritt und Tritt mit den staatlichen
Bemühungen konfontiert, diesen Landstrich zum Atomklo und zur
nuklearen Drehscheibe schlechthin aufzurüsten. Ahaus - als
bekanntestes Symbol der Endlagerung - kann nur mit atomarem
Brennstoff funktionieren und dieser wird in Deutschland hauptsächlich
in der Brennelementefabrik Lingen produziert (Uranhexaflourid wird
in für Atomkraftwerke brennfähige Uranstäbe umgebastelt,
abgebrannte Brennelemente werden in der Urananreicherungsanlage
Gronau aufgearbeitet. In Lingen gibt es zudem ein AKW.)
Unser Interesse gilt aber auch der Werbung für die in Osnabrück
anlaufgende Freiraumkampagne. Wir wollen über die Themen
Freiraumkampf in Osnabrück, das Anti A 33 Hüttendorf und die
Räumungskostenlüge des Straßenbauamtes Osnabrück informieren. In der
Region stoßen wir damit auf offene Ohren. Restriktive
Nutzungsverschärfungen des Jugendzentrums in Nordhorn und mangelnde
Treffmöglichkeiten der unangepaßten Jugendkulturszene in Lingen lassen
schnell ein Interesse am gemeinsamen Vorgehen entstehen. So ist in
Nordhorn während der geplanten Karawanendurchreise sogar ein
diesbezügliches Happening geplant.
Leider platzt kurz vor Gronau in Graes ein Treckerhinterreifen. Die
Treckerbesatzung bleibt liegen Stimmung auf dem Nullpunkt, das fängt
ja gut an! Wir schlagen vor Ort das Nachtlager auf, die anderen
Teilnehmerinnen, die in Gronau zustoßen wollten, kommen nach
Beendigung der Kundgebung auch nach Graes.
Gronau - LingenDank der Unterstützung
vom AKU Gronau bekommen wir am nächsten Morgen einen neuen
Treckerreifen, und los gehts. Gern greifen wir den Vorschlag vom
AKU auf, heute nochmal eine Mahnwache vor der UAA zu machen. Sogar
halbwegs pünktlich gegen 14 Uhr kommen wir vor dem Tor an, stellen
Trecker und Bauwagen vor dem Tor ab und veranstalten eine
"antinukleare Kaffeepause".
Die herbeieilende Polizei findet diese
Halbblockade zwar nicht schön, ihr Interesse scheint dann aber
eher dem buntbemalten alten Hanomag zu gelten als dem Funktionieren
des Atomstaats. Selbst als wir vor der Abfahrt bemerken, daß nun
auch ein Reifen eines Bauwagens völlig schrott ist und wir diesen
vor der UAA wechseln, was nun eine weitere Stunde dauert, werden
die Cops nicht unfreundlich.
Was sollen sie auch machen. Manchmal geht halt
was kaputt.
Leider hat das unseren Zeitplan aber soweit nach
hinten geworfen, daß wir nicht mehr rechtzeitig zur Demo in Nordhorn
ankommen. Wir entscheiden uns, direkt nach Lingen zu fahren.
In Nordhorn gibt es derweil die "Danke Aktion", bei der Nordhorner
AktivistInnen ein Go In im Rathaus veranstalten und davor eine
Kundgebung abhalten und den Rathausdeppen "Danke" sagen für die
Nutzungsverweigerung öffentlicher Räume für unangepaßte Kultur und
Politisches Engagement.
Des Abends kommen wir in Lingen an und machen auf dem dortigen
Wagenplatz eine Infoveranstaltung über das Anti A 33 Hüttendorf.
Lingen - Südmerzen
Den Tag begingen wir wieder mit einer Pause - politisch korrekt vor dem
Eingang der Brennelementefabrik in Lingen. Aber der dortige
Wachschutzleiter, längst nicht so demonstrationserfahren, wie die
Kollegen aus Gronau, witterte sofort Gefahr für den Betrieb der
Fabrik, als wir unseren Propankocher bereitstellten, um Kaffee zu
kochen. Recht armselig, diese Atomtechnologie,
wenn so eine Fabrik mit einem simplen Gaskocher zur Explosion
gebracht werden kann. Die untergebenen Wachschützer, im Gegensatz
zu ihrem Chef nicht schimpfend und zeternd,
hatten wohl mehr Vertrauen in die Sicherheit der Atomanlagen, relaxten und schienen
sich sogar zu freuen, daß hier überhaupt mal irgendwas passiert.
Im übrigen hat die Brennelementefabrik nur einen Zugang, hervorragend zu
blockieren!!!!
Die herbeigerufene Polizei verlangte sofort unsere
Persos, hatte allerdings keine Lust sich uns gegenüber auszuweisen.
Die Kleidung sollte reichen, so die Aussage von "Homann, Homann,
wie die Majonaise von der Polizei Lingen" wie sich ein Cop
ausdrückte. Nun gut, wir gaben unsere Personalien.
Dann kamn noch mehr Polizei, die nur mal gucken kommen wollte,
"wenn hier schon mal was los ist", wie sie sagten.
Dann ging es weiter nach Südmerzen, einem kleinen befreiten, gallischen Dorf, nordwestlich
von Osnabrück. Unterwegs nutzten wir unser Soundystem,
komischerweise funktionierte es, aber wir hatten nur miese CDs
dabei. Schönes Lagerfeuer am Abend, Biertrinken, Klönen,
Pläne schmieden.
Südmerzen - Osnabrück
Nachdem die Regenwolken verzogen waren, ging es mittags los zur
letzten Etappe nach Osnabrück. In einem Rutsch ging es durch bis
zur Stadtgrenze am Fürstenauer Weg, dort wo bis zum Oktober
der AZ Wagenplatz bestand.
Dort begrüßten uns dann Osnabrücker Leute, gemeinsam radelten wir durch Osnabrück,
sorgten mit unseren knapp 20 Leuten, Trecker und Bauwagen
und Musik noch mal für Aufsehen in der City, blieben noch ne Weile am Ledenhof, verteilten dort Flyer,
dann Übernachtung audf der Wabos, der alternativen Wagenburg in Osnabrück. Die Weiterfahrt ins Hüttendorf
am nächsten Tag wurde gecancelt, weil in Osnabrück noch äußerst viel anlag und durch die Räumung
eh andere Prioritäten gesetzt wurden.
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